Pfingsten fährt man im Bimbach. Diesen Spruch kennt man in der Radlerszene einfach, ich hörte schon unglaublich viel (und vor allem nur Positives) über dieses 2-tägige Radsportevent in der Rhön im Herzen Deutschlands. In diesem Jahr sollte es Christian und mir endlich auch möglich sein, selbst Teil des Mythos Bimbach sein zu können.
Das Wochenende sollte also aus der RTF am Samstag und dem eigentlichen Radmarathon am Sonntag bestehen. An beiden Tagen werden verschiedene Distanzen angeboten, damit auch sicher für jeden das Richtige dabei ist! Da die eigentliche Faszination an diesem Wochenende aber vom „Bimbach 400“ ausgeht, also der vollen Distanz am Samstag über 156 km und dem Marathon am Sonntag über 260 km, stand die Entscheidung über die Wahl der Strecken natürlich außer Frage!
So reisten wir bereits Freitagabend an, um am Samstagmorgen ausgeschlafen auf die 156 km Strecke zu gehen, welche mit 2.100 Höhenmeter gespickt sein sollte. Vor Ort fiel uns auf dem Startgelände sofort die wunderbare Atmosphäre auf: Überall gut gelaunte und ausgelassene Radler, die sich entweder bereits für die Fahrt startklar machten, über das kleine aber feine Messegelände schlenderten oder noch bei einem Kaffee zusammensaßen, im hinteren Bereich eine riesengroße Fläche vollgestellt mit Campern und Zelten – Beinahe richtige Festivalstimmung! Die Startnummern waren schnell geholt und montiert und so konnte es auch schon losgehen!
Die 156 km an diesem Tag vergingen wie im Fluge. Die Beine waren gut, die Stimmung unter den unzähligen Radlern auf der Strecke war ausgelassen und fröhlich, die Verpflegung reichhaltig und abwechslungsreich und die Streckenführung über die wellige Landschaft der Rhön wunderschön! Das Wetter war auf unserer Seite und die Sonne schien uns auf den zahlreichen Anstiegen auf den Rücken. Viel zu schnell flogen die Kilometer dahin, aber immerhin erwartete uns ja morgen noch die eigentliche Herausforderung – Also besser gut haushalten mit den Kräften und am Abend ausreichend stärken für die kommenden 260 km.
Sonntagmorgen. Der Wecker klingelt. Um 4 Uhr. AN EINEM SONNTAG :-) Manchmal frage ich mich schon, wieso man sich das eigentlich antut, aber dennoch war ich fix hellwach und voller Vorfreude! Der Startschuss sollte pünktlich um 6 Uhr fallen und nach einem stärkenden Frühstück wurden wir auch schon gemeinsam mit tausenden anderen Radlern auf die Strecke geschickt. Die Beine waren noch etwas schwer von der Fahrt des Vortages, so ging es in angenehmen Tempo der aufgehenden Sonne entgegen.
Es war ein unbezahlbares Bild, welches sich uns bot, als wir in großen Gruppen den ersten Sonnenstrahlen entgegenfuhren, die sich ihren Weg durch die Bäume bahnten. Mit der Sonne im Gesicht fuhren wir so in Richtung des ersten knackigen Anstiegs des Tages. 6,6 Kilometer mit einer Durchschnittssteigung von 10 % ließen die Beine das erste mal ordentlich brennen und brachten den Kreislauf so richtig in Schwung! Zudem merkte ich schnell, dass die Angst vor kühlen Temperaturen am frühen Morgen doch unbegründet war und ich schwitzte schon ordentlich in meinen Arm-, Knielingen und Weste. Zum Glück trafen wir an der Kuppe unsere Freunde vom RSC Bimbach und ich konnte dort die überflüssigen Schichten ablegen. Um 8 Uhr in der Früh ging es also schon in Kurz-Kurz weiter auf die nächsten 200 Kilometer.
Langsam aber sicher zog sich das bisher große Feld ab diesem Anstieg in die Länge. Das kam mir vor allem in den Abfahrten entgegen, in denen ich ja doch immer etwas ängstlich bin, wenn um mich herum bei hoher Geschwindigkeit noch andere Leute fahren. Zudem waren die Straßen immerhin nicht gesperrt und ich fand doch, dass viele recht kamikazemäßig auf den Gegenfahrbahnen die Abfahrten hinunterbretterten…Ich blieb schön artig auf der rechten Fahrbahn und hielt mich aus dem Getümmel heraus, immerhin ging es direkt nach der Abfahrt in den nächsten Anstieg hoch zur Wasserkuppe, wo sich die Knubbel wieder auseinanderziehen sollten.
Der Wasserkuppe, welcher zugleich der höchste Punkt des Tages sein sollte, folgte noch ein weiterer Anstieg, bevor es endlich bei Kilometer 90 in die erste richtige Pause für uns ging. Es gab, wie schon am Vortag, alles was das Radlerherz begehrt: Ein reichhaltiges Kuchenbuffet, Kekse, Waffeln, Cracker, Getränke in Hülle und Fülle – Hier haben wir unsere Speicher wieder ausreichend gefüllt und eine kurze Pinkelpause eingelegt, um dann zeitnah wieder weiterzufahren. Immerhin hatten wir ja nicht einmal die Hälfte rum und es wartete noch der ein oder andere Anstieg auf uns!
Bis zur „Mittagspause“ an der Verpflegungsstation in Fladungen bei Kilometer 130 (Juhuu Halbzeit!) mussten wir noch über die knapp 8 Kilometer lange Hochrhönstraße, mit 5 % Durchschnittssteigung zum Glück eher in die Kategorie „Rollerberg“ einzuordnen. Nichts desto trotz meldeten sich langsam die ersten Muskeln in den Beinen und forderten Gnade – Ruhe da unten! An der Verpflegung schlug das Herz dann höher, als ich die riesengroßen Behälter sah mit…NUDELN! Hier wurde an wirklich alles gedacht, was den Radfahrern die lange Distanz so angenehm wie möglich macht, gemütlich plaudernd saßen hier hunderte Radler an aufgestellten Bierbänken und genossen die wohlverdiente warme Mahlzeit. Wir machten es uns im Gras bequem und nachdem Pasta und Kuchen zum Nachtisch erfolgreich vernichtet worden sind, ging es auch schon wieder weiter.
Die meisten Höhenmeter haben wir nun schon hinter uns gebracht, es folgten der 4 Kilometer lange Anstieg nach Geba, welcher uns einen wunderschönen Ausblick über die sattgrünen Wiesen der Rhön offerierte, sowie der Anstieg zum Streufelsberg über 4,7 Kilometer. Obwohl beide nicht sehr steil waren, hatte ich doch langsam etwas Mühe und sehnte mich bald schon wieder nach der nächsten Pause bei Kilometer 200. Ich glaube, es lag an den köstlichen Kuchen, an die ich die ganze Zeit denken musste und hoffte, dass es bald wieder welchen gibt :-P Zudem hatte ich mit meinem Hintern zu kämpfen, der mir sonst eigentlich am wenigsten Probleme beschert, und rutschte auf dem Sattel hin und her, um eine bequeme Position finden zu können. Irgendwann wurden wir auf die Strecke geleitet, die wir vom Vortag bereits kannten und ich wusste, dass es zum Glück nicht mehr weit bis zur nächsten herbeigesehnten Pause war.
Kurz vor dem Zeitlimit, an dem wir die Streckenteilung erreichen durften, bogen wir auf den Extrabogen der 260 km Distanz ab (obwohl ich insgeheim dachte, dass ich gegen 50 Kilometer weniger gerade auch nichts einzuwenden hätte :-) ) Bald hatten wir die letzte Verpflegungsstation erreicht und es gab – Man glaubt es kaum – Bockwurst im Brötchen für die Marathonfahrer!! Ich staunte nicht schlecht, aber schön lecker mit Ketchup und Senf baute dies nochmal richtig auf für die letzten noch kommenden 60 Kilometer. Aber der Mann mit dem Hammer schlug nun endgültig zu, die Körner waren irgendwie gezogen, die Beine schwer wie Blei und ohne die Hilfe von Christian, der zwischendurch etwas Schubunterstützung gab, wäre ich die letzten Hügel glaube ich nur noch mit Ach und Krach hochgekommen. Tatsächlich stellten sich uns noch ein paar gemeine, steile Stiche in den Weg und ich dachte an meine Worte vom Vorabend: Ach wie schön, die letzten 50 sind ja fast flach. So können sich die Dinge ändern…:-)
Immerhin kannten wir diese Kilometer ja bereits vom Vortag und die letzten 35 Kilometer ging es tatsächlich stetig leicht bergab Richtung Bimbach zurück. So wurden nochmal die letzten Kräfte mobilisiert und es ging mit einem 33er Schnitt über die letzten Wellen zum Ziel. Dort wurden wir nach 12 Stunden und 30 Minuten und einer Nettofahrzeit von knapp 11 Stunden sogar noch von fröhlich lachenden Cheerleaderinnen empfangen. WAS für ein Tag, was für ein Wochenende!! Die Bierbänke im Zielgelände waren gefüllt mit Radlern, die den Tag gemeinsam ausklingen ließen und es herrschte eine ausgelassene Stimmung trotz der vorangegangen Strapazen. Eine wunderbare Atmosphäre zum Abschluss eines wunderbaren Events.
Gratulation an den RSC Bimbach, welcher als Radsportverein mit viel Herzblut und Leidenschaft ein derart perfekt organisiertes und herrliches Wochenende für Radsportfans auf die Beine gestellt hat! Während wir im Gras saßen und den Tag ausklingen ließen, stand für uns bereits fest: Auch nächstes Jahr werden wir in Bimbach fahren und freuen uns jetzt schon darauf. Vielleicht sieht man sich ja dann dort?
Hope you'll enjoy this video with the best scenes of the weekend! Thanks to the RSC Bimbach / Christoph Blum for this great footage :-)
Fascination Rhön cycling marathon - "On Pentecost, you have to ride in Bimbach!"
On Pentecost, you have to ride in Bimbach. Most of the cyclists here in Germany know this saying and I heard so much (and only positive things) about this two-day cycling event in the Rhön in the heart of Germany. This year Christian and I were also allowed to be part of the myth Bimbach - In company with over 6.000 other cycling enthusiasts.
So the weekend comprised a touristic ride on Satuday and the actual cycling marathon on Sunday. On both days, the organisers offer different distances so everybody can choose the course which fits the best to the individual performance level. But the real fascination of this weekend is to ride the "Bimbach 400", which mans to ride the full distance on Saturday over 156 km and the marathon on Sunday ober 260 km, so we already made our decision!
We arrived on Friday evening to be well recovered before the start of the 156 km on Saturday morning, peppered with 2.100 m of climbing. After the arrival at the starting area, we already felt the great atmosphere: Cheerful people everywhere, who prepared themselves for the start, strolled along the small but nice exhibition area or enjoyed one last coffee together. Further behind we saw the big area for all the campers and tents - It felt like being on a big festival for cyclists! We picked up the starting numbers and then it was time to start the 156 km.
The kilometers flew by this day. The legs felt great, the mood among the hundreds of cyclists was exuberant, the food supply stations were really really rich and varied and we enjoyed the routing across the beautiful, wavy landscape of the Rhön. The weather was on our side and the sun was shining on our backs during the countless ascents. Much too fast we were already at the of this beautiful ride, but the actual challenge still awaited us tomorrow - So we tried to save our strenths and enjoyed a fortifying dinner in the lovely old town of Fulda for the coming 260 km.
Sunday morning. The alarm rings. At 4 am. ON SUNDAY! :-) Sometimes I really ask myself why I am doing this, but fortunately I was wide awake and full of anticipation! The starting signal should be punctually at 6 am and after a good breakfast we started the 260 km with thousands of other cyclists. My legs still felt a bit heavy after yesterdays ride, so we've chosen a comfortable pace and rode into the rising sun.
Early rising was worthwhile itself, because we were rewarded with a breathtaking view. Big groups of cyclist, riding through the forests while the sun threw her sunrays through the treetops. Fascinated by this view we rode to the first real climb of the day. 6,6 km and an average gradient of 10 % made the legs burn and got the circulation going! Moreover I felt, that the fear of cold temperatures in the early morning was unfounded. I started to sweat with my arm and knee warmers and wind vest, fortunately we met two friends of the RSC Bimbach on top of the climb so I was able to continue in short-short...At 8 am for the next 200 km.
Slowly but surely the big groups of riders go smaller and smaller until this climb. I was happy about it, because I am always a bit afraid in the downhills when there are many riders around me - You never know what could happen at that speed. Moreover the roads were not closed for the traffic and some riders were hammering down on the wrong side of the road during the overtakes. I decided to ride a bit slower, stayed on the right side of the road and avoided the hectic, at least there would come another climb directly after the downhill where the groups will be dispersed again.
After the Wasserkuppe, at once the highest point of the day, another climb awaited us before we had our first break at km 90. Like the day before we were spoiled with everything a cyclists heart desires: A rich variety of cakes, biscuits, waffles, cracker, different drinks - We replenished our energy storages, made a short pee break and then we decided to continue as soon as possible. At last we hadn't done event the half of the way and there were many more climbs to come!
Until the lunch break in Fladungen at km 130 (YEAH finally half-time!) we had to handle the 8 km climb of the Hochrhönstraße with an average gradient of 5 %. Not steep with a steady gradient, but nonetheless my legs started shouting and asked for mercy - Shut up down there! What I saw at the food station made my heart leap. I saw large tanks with...Pasta! The organisers thought of everything to make this long distance as pleasant as possible! Hundreds of chatting people sat on big benches and enjoyed their well deserved warm meal. We made ourselves comfortable in the gras and after a great portion of pasta and a piece of cake for dessert, the ride continued.
Most of the climbing parts were done now and we started the 4 km climb up to Geba, which offered us a fantastic view over the bright green meadows of the Rhön, and the 4,7 km climb of the Streufelsberg. Though the climbs were neither steep nor long, I started having some problems with my legs and strenghts and yes - I already longed for the next break at km 200. I think it was because of the delicious cakes I thought about all the time :-P Moreover I had some trouble with my butt although this is part of my body with the fewest problems during long rides like this one. After a few kilometers we were guided on the track we knew already from the day before and fortunately I knew now, that the next eagerly awaited food station was not far away.
Shortly before the time limit to arrive at the last course division, we turned towards the last 50 extra kilometers for the riders of the 260 km distance (I secretly thought about the fact, that 50 km less were also not bad now :-) ) Soon we arrived at the last food station and they served - hard to believe - Sausages in buns!! OMG, this one with ketchup and mustard was epic at this time!! 60 km to go, let's do this. But then I hit the wall - Really hard...My strengths were exhausted, my legs heavy as lead and I was happy, Christian was able to push me a few times in the coming climbs. At least there were still some short but really steep climbs to handle and I thought of my words the evening before: Oh hey, the last 50 km will be nearly flat! See how things are changing... :-)
Fortunately I remembered the last kilometers from the day before and yes, it was the truth that the last 35 km were slightly downhill direction Bimbach. So let's mobilize the last possible ressources and with an average speed of 33 km/h we also handeld the last few waves. After 12 hours and 30 minutes and a pure riding time of nearly 11 hours we were welcomed by smiling cheerleaders - WHAT a day, what a WEEKEND!! The benches in the finish area were filled with cyclists, who brought this great day together to an end, the atmosphere was excellent despite the exertions during the past hours. A great conclusion of a great event.
Congrats to the RSC Bimbach as the responsible cycling club, which created such a perfect organised and epic event with so much passion and lifeblood! While we were sitting in the gras and watched the cheerful hustle, we already knew: This was not our last time we were here in Bimbach and we're already looking forward to next year. Maybe we'll see us then?
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Thomas (Donnerstag, 07 Juni 2018 10:58)
Hallo, ich hab da noch ne Frage zu dem tollen Bimbach Video. Bist du mit eigenem Filmteam angereist, welches aus dem Fahrzeug und mittels Drohne diese tollen Eindrücke festgehalten haben?
Grüße aus Thüringen.
Maria (Donnerstag, 07 Juni 2018 11:14)
@thomas: Nein, ein eigenes Medienteam habe ich nicht zur Verfügung. Uns haben freundlicherweise zwei Mitglieder des RSC Bimbach begleitet, wobei diese tollen Aufnahmen entstanden sind :-) Sie waren so abwechselnd mal mit der Drohne unterwegs, haben mit der Actioncam hinterm Auto oder klassisch vom Boden aus gefilmt.